(Paul Cézanne, zitiert bei Paul Virilio)
Das Gehirn des Menschen ist in der Lage aus rudimentären Strukturen Muster zu erkennen. Eine Eigenschaft der Intuition oder der Phantasie? Anscheinend ist es dem Menschen aber auch ein dringendes Bedürfnis überall dort, wo Uneindeutigkeit herrscht, Muster zu suchen. Welche Bedeutung für die Musteridentifikation hat die menschliche Wahrnehmung? Hat das Bewusstsein eine »Mustersucht«? Und welche Bedeutung kommt dann dem Brechen von Mustern zu? (…)
Da uns die triviale Geometrie vertraut ist, nehmen wir den Kreis, die Kugel, den Würfel oder das Quadrat durchaus wahr, schenken aber den Intervallen, den Zwischenräumen zwischen den Dingen kaum Beachtung. Diese von den Körpern ausgeschnittenen, von Formen ausgestanzten Konfigurationen entgehen uns … jedenfalls haben solche zufälligen Gebilde nahezu keine wahrnehmbaren Spuren in uns hinterlassen; ihr veränderliches, mit einer unmittelbaren Beziehung verbundenes Wesen ist uns nie besonders wichtig vorgekommen. Die Sicht auf die Zwischenwelt, dass Bild der Transparenz überdauerte nur dank angestrengter Wahrnehmung, die Antiform nur für die Zeit dieser Anstrengung, dann tritt die Form wieder in den Vordergrund und verdunkelt das Feld der Leere, nachdem der Hintergrund einen Augenblick in Erscheinung getreten war. (…)
(Paul Virilio)